Wir werden verarscht. Sodazitron im Café um 5,20 Euro? Eh klar. Automatisierte Hotline mit ewigen Wartezeiten und dahinter Call-Center im Niedriglohnland? What else. Kaum Waren im Supermarkt, die nicht von grindiger Qualität, aber dafür einem anderen Kontinent sind? Na sicher.
Man könnte sich Tag und Nacht über diese Verarschungen ärgern. Tun wir aber natürlich im Sinne unserer Psychohygiene nicht. Und was auch hilft: Wenn man auf ein Wort stößt, das wie der Deckel auf den brodelnden Topf aus Ärger, Verachtung und Resignation passt.
Shittification.
Der Credit für diesen Terminus geht – zumindest meines Wissens – an Trevor Noah. Er hat ihn in seinem Podcast verwendet, um zusammenzufassen, dass alles schlechter wird. Den Grund wiederum für diese Verscheißung sieht er – in der Quartalsberichtspflicht börsennotierter Unternehmen (also so gut wie aller wichtigen). Diese führe zu einer Kurzfristperspektive der Verantwortlichen. Es wird nicht in betrieblicher Nachhaltigkeit oder längerfristiger Wertschöpfung gedacht, sondern nur im Profit von heute und morgen. Mit Übermorgen muss sich schon der Nachfolger herumschlagen.
Beispiel Shrinkflation: Anbieter verkleinern eine Verpackungsgröße, um eine Preiserhöhung zu tarnen. Das führt eventuell kurzfristig zu höheren Profiten. Langfristig sind die Konsumenten angepisst, die Marke im Arsch, aber das ist im Staccato-Denken der Kurfrist-CEOs Nebensache.
Der Kotau von Entscheidungsträgern vor den Börsenkursen ist würdelos und der Turbo für die Geistlosigkeit der ohnehin geistlosen Profitorientierung. Aus dem inhaltsleeren Konzept der Gewinnhörigkeit ist nun die inhalts- und zukunftslose Idee der Sofortgewinne geworden. Hohl wurde auch schnell.
Als Konsument wird man verarscht. Das größere Problem ist aber: Die Politik hat sich an dieser Unkultur angepasst. Kein Mensch redet von Werten, aber überall geht’s ums schnelle Geld. Die fossile Industrie druckt JETZT noch Geld, was die nächsten Generationen deswegen auszubaden haben, ist uns scheißegal.
In den USA wird gerade vorgelebt, was passiert, wenn diese Vorstellung von Kapitalismus in Politik gegossen wird. Im Sinne des Ad-hoc-Gewinnstrebens ist es auch hier nur logisch, dass so gut wie alle Chefs der größten Unternehmen vor dieser Un-Administration auf dem Bauch liegen und sich in vorauseilendem Gehorsam übertreffen.
Aus der Idee einer stolzen sich selbst regulierenden freien Marktwirtschaft wurde eine würdelose Abwärtsspirale, in der Qualität und Anstand auf der Strecke bleiben.
Oder, ich darf als Kommunikationsberater auch hier zu kurzer & knackiger Ausducksweise raten: Shittification it is.